Bozena by Marie von Ebner-Eschenbach

Bozena by Marie von Ebner-Eschenbach

Autor:Marie von Ebner-Eschenbach [Ebner-Eschenbach, Marie von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


Ungefähr um dieselbe Zeit sah Mansuet den guten Schimmelreiter mit ganz verstörtem Gesicht aus dem Zimmer Boženas treten. Er nahm im Gehen eine neue schwarze Krawatte von seinem Halse ab und ersetzte sie durch die dunkelgrau und grün quadrillierte, die er gewöhnlich trug. Als er an Weberlein vorüber sollte, machte er, um ihm auszuweichen, einen so großen Bogen, als die Breite des Ganges irgend erlaubte. Aber das half ihm nichts. Sein Freund schritt resolut auf ihn zu, nahm vertraulich[166] seinen Arm und sprach: »Na, wissen Sie's jetzt? Sie hat nein gesagt, versteht sich?«

Schimmelreiter sah noch immer um sich mit Blicken, starr und gläsern, wie die eines Menschen, der eben einen großen Schrecken gehabt hat. Grenzenloses Erstaunen, die höchste Bestürzung malten sich auf seinem runden Gesichte.

Plötzlich blieb er stehen, faßte Mansuets beide Hände, und indem er sich zu dem kleinen Manne niederbeugte, flüsterte er ihm zu: »Sie hat, denken Sie, sie hat nein gesagt – denken Sie sich das!«

Und nun ließ er Mansuets Hände los und rang die seinen wie ein Trostloser.

Der Alte redete ihm zu: »Beschwichtigen Sie sich. Wissen Sie was? – Machen Sie sich nichts daraus.«

Der abgewiesene Freier mußte zugeben, daß er nicht leicht etwas Klügeres tun könnte. – Aber freilich, gleich das Klügste zu tun, wer trifft das so leicht? Überdies würde die Sache damit noch nicht abgetan sein. Das Schlimmste kommt nach! das Gerede der Leute. »Alle Leute werden es erfahren!« jammerte Schimmelreiter.

»Was fällt Ihnen ein?« fragte Mansuet. »Die Božena schwatzt nicht, und außer ihr weiß es niemand.«

Der Sekretär gestand, das Fräulein wisse es, ihr habe er pflichtschuldig gemeldet, er gehe mit dem Gedanken um, »sich zu verändern«. Freilich ohne ihr mitzuteilen, auf wen seine Wahl gefallen sei.

»Dann ist ja alles vortrefflich!« sagte Weberlein, »dann gehen Sie gleich und nehmen eine andere.«

Diese Äußerung rief, so brutal sie schien, durchaus keine Entrüstung bei Schimmelreiter hervor, er meinte vielmehr, das sei zu überlegen, kam jedoch alsbald wieder auf die Katastrophe zurück, die jetzt seine ganze Seele erfüllte.

»Aber, die Božena! ... Begreifen Sie die Božena? Begreifen Sie, daß sie mich ausgeschlagen hat? Sie hätte doch wirklich ein Glück mit mir gemacht. So eindringlich habe ich es ihr vorgestellt! – Es nützte nichts. Sie wird niemals heiraten, behauptet sie. Ich lasse nicht nach mit Fragen: Warum? warum? Ob sie ihr Herz an einen gehängt hat, den sie nicht kriegen kann? – Ob sie gar so hoch hinaus will? –›Nein! nein!‹ sagt sie. ›Was also hält Sie ab?‹ sag ich. Und sie darauf: ›Ein unübersteigliches Hindernis.‹ – ›Das immer bleiben wird?‹ – ›Immer.‹ – ›An dem nichts zu ändern ist?‹ – ›Nichts. Lassen Sie es jetzt gut[167] sein, Herr Sekretär.‹ – Und ich hätte es sollen gut sein lassen. Aber da reitet mich der Teufel, daß ich nicht schweigen kann, daß ich noch frage: ›Wenn das unübersteigliche Hindernis nicht wäre, würden Sie mich dann nehmen? – Glauben Sie es, oder nicht ...‹ Sie antwortet mir: ›Wenn Sie es durchaus wissen wollen: auch dann nicht.‹ Ja: ›Auch dann nicht‹, hat sie gesagt. Und



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